Stoffe, extern |
Anlage 2
(zu § 6 Abs. 2)
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Bewertung von Trinkwasser nach [TrinkwV, 2001] |
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Chemische Parameter |
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Teil I:
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Acrylamid: Acrylamid kann aus Flockungsmitteln (Kunststoffe) ins Trinkwasser gelangen. Es sind verschiedene chronische Wirkungen (u. a. Nervenschädigungen) bekannt. Benzol ist eine Komponente der früher (alte TrinkwVO 1990) mittels IR-Spektroskopie bestimmten Kohlenwasserstoffe (Mineralöle). Es ist krebserregend und relativ gut abbaubar so dass die Abwesenheit von Benzol keine Garantie dafür ist, dass generell keine Mineralöle im Wasser sind. Bromat entsteht bei der Desinfektion mit Ozon wenn der Bromidgehalt des
Rohwassers erhöht ist. Es ist nachgewiesenermaßen krebserregend. Arsen im Wasser hat oft geologische Ursachen. Weiterin kann es die Folge von gewerblichen Aktivitäten (Gerbereien, Hüttenbetriebe, Mülldeponien, Braunkohleasche) sein. Arsenverbindungen sind giftig. Sie führen zu Erkrankungen von Nerven, Haut und Gewebeschäden (Karzinome an Leber, Bronchien) sowie Knochenmarkschäden. Chronische Schäden werden ab täglichen Dosen > 0,2 mg beschrieben (Krebsrisiko!). Blei wird im Wasser fast immer bei Verwendung von Bleirohren und Bleiarmaturen nach längeren Standzeiten gefunden. Blei ist giftig; es hemmt die Blutbildung und führt zu Nervenschäden. Chronische, unspezifische Symptome (Magenstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nierenstörungen) werden schon ab einer täglichen Dosis von 1 mg beschrieben. Blei ist auch ein starkes Fischgift (vor allem bei weichem Wasser). Die Bleibelastung der Umwelt durch den Fahrzeugverkehr ist rückläufig. Der Grenzwert für Blei wird in der neuen Trinkwasserverordnung (wirksam ab 2003 mit Übergangsfrist) auf 10 µg/l gesenkt. Cadmium gelangt bei der metallgewinnenden Industrie in die Umwelt. Weiterhin wird es bei Verbrennungsprozessen (auch Tabak) freigesetzt. Cadmium blokiert das lebensnotwendige Selen. Dies führt z. B. bei Rauchern zu Bluthochdruck und erhöhtem Krebsrisiko. Cadmium ist ein starkes Fischgift und reichert sich in Gewässersedimenten an. Chrom gelangt vor allem aus Metallbeizereien und Galvanikbetrieben in die Umwelt. Es kann zu Leber, Nieren oder Magen-Darm-Schäden führen. In Spuren beeinflusst es den Kohlehydratstoffwechsel positiv, weiterhin werden arteriosklerotische Prozesse gehemmt. Nickel kann aus der Galvanikindustrie oder über Armaturen ins Wasser gelangen. Es kann einige Zellenzyme hemmen. Quecksilber hat für viele gewerbliche Anwendungen Bedeutung
(Farben-, Papier-, Elektroindustrie, Pharmazie, Amalgame). Quecksilber kann
sich stark in der Nahrungskette anreichern (Raubfische aus belasteten
Gewässern wie Hecht und Zander können bis zur 500fachen Menge des umgebenen
Wassers enthalten!). Ab einer Aufnahme von 0,3 mg/d werden deutliche
Gesundheitsschäden festgestellt. Das Vergiftungsbild äußert sich vorrangig in
Nervenschäden (abnehmende Gedächtnisleistungen) sowie in Störungen der
Nierenfunktion. Cyanid: Cyanid gelangt aus Galvanikabwässern und oft auch aus Altlasten (Gaswerke) in die Gewässer. Es hemmt die Gewebeatmung und wirkt als HCN (Blausäure) toxisch. 1 mg HCN/kg Körpergewicht wird als letale Dosis angebeben. Cyanid ist ein starkes Fischgift. Fluorid ist ab Konzentrationen > 1,5 mg F-/l toxisch und führt dann zu Erscheinungen wie gefleckter Zahnschmelz, Haarausfall und Hautentzündungen. Die Fluoridierung von Trinkwasser aus zahnmedizinischer Sicht wird nicht praktiziert, weil nur ein geringer Teil des Trinkwassers getrunken wird und darüber hinaus eine erzwungene "Medikamentisierung" erfolgen würde. Nitrat und Nitrit sind Nährstoffe, welche seit vielen Jahren als
Düngemittel (Nährstoffe) in der Landwirtschaft, aber auch im kommunalen
Bereich (Kleingärten usw.) zum Einsatz kommen. Nitrat und Nitrit sind je nach
Sauerstoffgehalt im Wasser untereinanrer umwandelbar; weitere
Stickstoffverbindungen sind Ammonium oder elementarer Stickstoff (vergl.
hierzu auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen). Eine typische
Eigenschaft von Nitrat ist dessen gute Löslichkeit im Wasser, d. h., wenn
zuviel Nitrat zur Anwendung kommt, wird es rasch aus dem Boden ausgewaschen
und gelangt somit ins Grunwasser oder inst Trinkwasser. Nitrat (Grenzwert
nach TrinkwasserVO: 50 mg NO3/l) hat in Konzentrationen > ca. 100 mg NO3/l
bei Säuglingen bis zum 6. Lebensmonat zu erheblichen gesundheitlichen
Problemen. Nitrat, welches auch im menschlichen Körper zu Nitrit umgewandelt
werden kann, führt dazu, dass das Blut anstelle von Sauerstoff diese
Stickstoffmoleküle besser bindet, was schließlich bei Säuglingen zur
"Blausucht" (Methämoglobinämie) führt (Ersticken). Für ältere
Kinder und Erwachsene besteht erst bei höheren Konzentrationen die Gefahr der
Bildung von Nitrosaminen, die wiederum krebserregend sein können. Weiterhin
besteht die Gefahr der Bildung von Struma.
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK, PAH) umfassen
ein Stoffgruppe mit einigen hundert Verbindungen, von denen einige stark
krebserregend sind. Sie gelangen vorwiegend über Verbrennungsprozesse in die
Umwelt. Sie werden deshalb vor allem mit pflanzlichen Nahrungsmitteln
aufgenommen. Im Wasser spielen sie vor allem bei Einträgen in
Oberflächengewässer (Straßenabfluss) eine Rolle. Organische Chlorverbindungen entstehen beabsichtigt (Lösemittel,
Weichmacher, Holzschutzmittel, Reinigungsmittel, Medikamente) oder
unbeabsichtigt bei der Desinfektion von Wasser (Trinkwasser, Schwimmbäder)
mit Chlor bei Anwesenheit von organischen Verbindungen. Zu diesen
Verbindungen gehören sowohl relativ einfach strukturierte
(1,1,1-Trichlorethan, Trichlorethen, Tetrachlorethen, Dichlormethan) als auch
hoch komplizierte Verbindungen, die in der Umwelt sehr persistent und
gefährlich sind (PCB, PCT). Die Wirkungen sind äußerst vielfältig und
vielfach unbekannt. In der Analytik werden leichtflüchtige
Halogenkohlenwasserstoffe (LHKW), extrahierbare organisch gebundene Halogene
(EOX) und adsorbierbare organische Halogene (AOX) unterschieden. 1,2-Dichlorethan
ist Bestandteil von Lösungsmitteln. |
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Pflanzenbehandlungs und Schädlingsbekämpfungsmittel Pflanzenbehandlungs und Schädlingsbekämpfungsmittel besitzen die
unterschiedlichsten Wirkstoffe und werden sowohl aufgrund deren Anwendung in
Land- und Forstwirtschaft, aber auch erheblich aus kommunalen Bereichen
(Kleingärten) in die Gewässer eingetragen. In der Bundesrepublik sind derzeit
ca. 1800 Pflanzenschutzmittel zugelassen, die ca. 280 Wirkstoffe enthalten.
Jährlich kommen ca. 30.000 Tonnen PSM-Wirkstoffe zur Anwendung. Man
unterscheidet: - Anilide: Metazachlor (H), Propachlor (H), Picloram (H); Mengenmäßig sind die Herbizide die wichtigtste PSM-Gruppe. Da sie
großflächig ausgebracht und zudem die meisten ihrer Wirkstoffe persistent
(über 3 Monate) und im Boden relativ mobil sind, besitzen sie ein hohes
Wassergefährdungspotential; dasselbe gilt insbesondere auch für Nematizide.
Das im Maisanbau verwendete Atrazin u. a. Triazin-Derivate sind mittlerweile
bereits häufig im Grund- und Oberflächenwasser anzutreffen. Häufig werden PSM
durch mikrobiologische Vorgänge im Boden verändert und (oft nur teilweise)
abgebaut. Die im Boden entstehenden stabilen Folgeprodukte (Metaboliten) sind
z. T. langlebiger und mobiler, einige sogar toxischer als die
Ausgangsprodukte. Von vielen sind die Stoffeigenschaften unbekannt. Auch bei
den chemischen Prozessen der Wasseraufbereitung (Chlorung, Ozonung) können
die PSM Umwandlungsprodukte bilden. PSM sollen aus den genannten Gründen
(toxisch bis unbekannte Wirkungen) nicht im Trinkwasser enthalten sein.
Polychlorierte, polybromierte Biphenyle und Terphenyle finden weitreichende technische Anwendung. Sie sind in der Umwelt sehr persistent (Halbwertszeit weit über 100 Jahre) und können sich somit gefährlich anreichern.Viele sind toxikologisch bedenklich (vergl. auch HKW).
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Selen ist oft mit Sulfiden geogen gebunden und gelangt vor allem aus der Erz- und Hütten- und Kohleindustrie ins Wasser (auf dem Luft-Niederschlagsweg). Selen ist ein Spurenelement, welches Hypertonie und Arteriosklerose lindert. In Überdosen wirkt es jedoch toxisch. Während mit der Nahrung ca. 0,2 mg/d aufgenommen werden, können Mengen ab 0,6 mg/d chronisch toxisch wirken. Selengehalte > 10 µg/l deuten auf Verunreinigungen hin. |
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Bor (Borat) kommt in
natürlichen Wässern nur in Spuren vor. Es kommt aber vielfältig in
Gewerbebereichen und vor allem in Wasch- und Bleichmitteln zur Anwendung. Ab
Konzentrationen > 0,05 mg/l ist es ein sicherer Indikator für den
Einfluss kommunaler und gewerblicher Abwässer. Humantoxikologische Wirkungen
sind bei Konzentrationen < 0,1 mg/l nicht bekannt. Deutliche Schäden kann
es aber im Pflanzenwachstum bei Konzentrationen > 1 mg/l geben. |
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| © 2002
Hartmut Willmitzer |
Diplombiologe
Hartmut Willmitzer | Buchenweg 11 | D-99102 Klettbach | Germany