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Anlage 2
(zu § 6 Abs. 2)

 

Bewertung von Trinkwasser nach [TrinkwV, 2001]  

 

 

Chemische Parameter

 




 

Teil I:
Chemische Parameter, deren Konzentration sich im Verteilungsnetz einschließlich
der Hausinstallation in der Regel nicht mehr erhöht

 




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Lfd.

Nr.

 

Parameter

 

Grenzwert 

mg/l 

 

Bemerkungen

 

1

 

Acrylamid

 

0,0001

 

Der Grenzwert bezieht sich auf die Restmonomerkonzentration im Wasser, berechnet auf Grund der maximalen Freisetzung nach den Spezifikationen des entsprechenden Polymers und der angewandten Polymerdosis

 

2

 

Benzol

 

0,001

 

3

 

Bor

 

 

1

 

4

 

Bromat

 

0,01

 

5

 

Chrom

 

0,05

 

Zur Bestimmung wird die Konzentration von Chromat auf Chrom umgerechnet

 

6

 

Cyanid

 

0,05

 

7

 

1,2-Dichlorethan

 

0,003

 

8

 

Fluorid

 

1,5

 

9

 

Nitrat

 

50

 

Die Summe aus Nitratkonzentration in mg/l geteilt durch 50 und Nitritkonzentration in mg/l geteilt durch 3 darf nicht größer als 1 mg/l sein

 

10

 

Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte

 

0,0001

 

Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte bedeuten: organische Insektizide, organische Herbizide, organische Fungizide, organische Nematizide, organische Akarizide, organische Algizide, organische Rodentizide, organische Schleimbekämpfungsmittel, verwandte Produkte (u.a. Wachstumsregulatoren) und die relevanten Metaboliten, Abbau- und Reaktionsprodukte. Es brauchen nur solche Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte überwacht zu werden, deren Vorhandensein in einer bestimmten Wasserversorgung wahrscheinlich ist. Der Grenzwert gilt jeweils für die einzelnen Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte. Für Aldrin, Dieldrin, Heptachlor und Heptachlorepoxid gilt der Grenzwert von 0,00003 mg/l

 

11

 

Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte insgesamt

 

0,0005

 

Der Parameter bezeichnet die Summe der bei dem Kontrollverfahren nachgewiesenen und mengenmäßig bestimmten einzelnen Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte

 

12

 

Quecksilber

 

0,001

 

13

 

Selen

 

0,01

 

14

 

Tetrachlorethen und Trichlorethen

 

0,01

 

Summe der für die beiden Stoffe nachgewiesenen Konzentrationen

 

Bewertung:

Acrylamid:

Acrylamid kann aus Flockungsmitteln (Kunststoffe)  ins Trinkwasser gelangen. Es sind verschiedene chronische Wirkungen (u. a. Nervenschädigungen) bekannt.

Benzol:

Benzol ist eine Komponente der früher (alte TrinkwVO 1990) mittels IR-Spektroskopie bestimmten Kohlenwasserstoffe (Mineralöle). Es ist krebserregend und relativ gut abbaubar so dass die Abwesenheit von Benzol keine Garantie dafür ist, dass generell keine Mineralöle im Wasser sind. 

Bromat:

Bromat entsteht bei der Desinfektion mit Ozon wenn der Bromidgehalt des Rohwassers erhöht ist. Es ist nachgewiesenermaßen krebserregend. 
 


Schwermetalle

Arsen im Wasser hat oft geologische Ursachen. Weiterin kann es die Folge von gewerblichen Aktivitäten (Gerbereien, Hüttenbetriebe, Mülldeponien, Braunkohleasche) sein. Arsenverbindungen sind giftig. Sie führen zu Erkrankungen von Nerven, Haut und Gewebeschäden (Karzinome an Leber, Bronchien) sowie Knochenmarkschäden. Chronische Schäden werden ab täglichen Dosen > 0,2 mg beschrieben (Krebsrisiko!).

Blei wird im Wasser fast immer bei Verwendung von Bleirohren und Bleiarmaturen nach längeren Standzeiten gefunden. Blei ist giftig; es hemmt die Blutbildung und führt zu Nervenschäden. Chronische, unspezifische Symptome (Magenstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nierenstörungen) werden schon ab einer täglichen Dosis von 1 mg beschrieben. Blei ist auch ein starkes Fischgift (vor allem bei weichem Wasser). Die Bleibelastung der Umwelt durch den Fahrzeugverkehr ist rückläufig. Der Grenzwert für Blei wird in der neuen Trinkwasserverordnung (wirksam ab 2003 mit Übergangsfrist) auf  10 µg/l gesenkt.

Cadmium gelangt bei der metallgewinnenden Industrie in die Umwelt. Weiterhin wird es bei Verbrennungsprozessen (auch Tabak) freigesetzt. Cadmium blokiert das lebensnotwendige Selen. Dies führt z. B. bei Rauchern zu Bluthochdruck und erhöhtem Krebsrisiko. Cadmium ist ein starkes Fischgift und reichert sich in Gewässersedimenten an.

Chrom gelangt vor allem aus Metallbeizereien und Galvanikbetrieben in die Umwelt. Es kann zu Leber, Nieren oder Magen-Darm-Schäden führen. In Spuren beeinflusst es den Kohlehydratstoffwechsel positiv, weiterhin werden arteriosklerotische Prozesse gehemmt.

Nickel kann aus der Galvanikindustrie oder über Armaturen ins Wasser gelangen. Es kann einige Zellenzyme hemmen.

Quecksilber hat für viele gewerbliche Anwendungen Bedeutung (Farben-, Papier-, Elektroindustrie, Pharmazie, Amalgame). Quecksilber kann sich stark in der Nahrungskette anreichern (Raubfische aus belasteten Gewässern wie Hecht und Zander können bis zur 500fachen Menge des umgebenen Wassers enthalten!). Ab einer Aufnahme von 0,3 mg/d werden deutliche Gesundheitsschäden festgestellt. Das Vergiftungsbild äußert sich vorrangig in Nervenschäden (abnehmende Gedächtnisleistungen) sowie in Störungen der Nierenfunktion.
 


 

Cyanid:

Cyanid gelangt aus Galvanikabwässern und oft auch aus Altlasten (Gaswerke) in die Gewässer. Es hemmt die Gewebeatmung und wirkt als HCN (Blausäure) toxisch. 1 mg HCN/kg Körpergewicht wird als letale Dosis angebeben. Cyanid ist ein starkes Fischgift.

Fluorid:

Fluorid ist ab Konzentrationen > 1,5 mg F-/l toxisch und führt dann zu Erscheinungen wie gefleckter Zahnschmelz, Haarausfall und Hautentzündungen. Die Fluoridierung von Trinkwasser aus zahnmedizinischer Sicht wird nicht praktiziert, weil nur ein geringer Teil des Trinkwassers getrunken wird und darüber hinaus eine erzwungene "Medikamentisierung" erfolgen würde.

Nitrat, Nitrit und Ammonium:

Nitrat und Nitrit sind Nährstoffe, welche seit vielen Jahren als Düngemittel (Nährstoffe) in der Landwirtschaft, aber auch im kommunalen Bereich (Kleingärten usw.) zum Einsatz kommen. Nitrat und Nitrit sind je nach Sauerstoffgehalt im Wasser untereinanrer umwandelbar; weitere Stickstoffverbindungen sind Ammonium oder elementarer Stickstoff (vergl. hierzu auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen). Eine typische Eigenschaft von Nitrat ist dessen gute Löslichkeit im Wasser, d. h., wenn zuviel Nitrat zur Anwendung kommt, wird es rasch aus dem Boden ausgewaschen und gelangt somit ins Grunwasser oder inst Trinkwasser. Nitrat (Grenzwert nach TrinkwasserVO: 50 mg NO3/l) hat in Konzentrationen > ca. 100 mg NO3/l bei Säuglingen bis zum 6. Lebensmonat zu erheblichen gesundheitlichen Problemen. Nitrat, welches auch im menschlichen Körper zu Nitrit umgewandelt werden kann, führt dazu, dass das Blut anstelle von Sauerstoff diese Stickstoffmoleküle besser bindet, was schließlich bei Säuglingen zur "Blausucht" (Methämoglobinämie) führt (Ersticken). Für ältere Kinder und Erwachsene besteht erst bei höheren Konzentrationen die Gefahr der Bildung von Nitrosaminen, die wiederum krebserregend sein können. Weiterhin besteht die Gefahr der Bildung von Struma.
Nitrit stellt die wichtigste Ausgangssubstanz zur Bildung krebserzeugender Nitrosamine dar. Nitritpökelsalz enthält 4-5 g/kg Natriumnitrit. Unverständlich ist, dass der Gesetzgeber (Fleisch-VO i. d. F. v. 15.03.1988, BGBl. 1, S. 482) bis zu 150 mg Nitritpökelsalz/kg Fleisch zulässt, was bedeutet, dass mit 100 g Schinken ca. 11 mg Nitrit aufgenommen werden.
Ammonium entsteht bei anaerob ablaufenden Prozessen (ohne Sauerstoff) aus anderen Stickstoffhaltigen Verbindungen (vergl. hierzu auch die naturwissenschaftlichen Grundlagen). Tosische Wirkungen sind nicht bekannt. Der Nachweis von Ammonium lässt aber in der Regel auf deutliche Abwassereinflüsse schließen, welche mit anderen fäkalen Verunreinigungen einhergehen. Um ein Milligramm Ammonium (NH4-N) zu Nitrat zu oxidieren werden etwa 4,6 mg O2 benötigt (oder 4 mg Chlor gezehrt).

Die Betimmung von Kjeldahlstickstoff (ISO 5663) erfasst nur Stickstoff der Oxidationszahl -3 sowie anorganischen N relativ unvollständig. Zur Erfassung des Gehaltes an organischem Stickstoff hat sich die Bestimmung des SON (PON) = partikulär gebundener organischer Stickstoff zunehmend bewährt. Organisch gebundener Stickstoff ist ein Maß für den Biomassegehalt im Wasser, welcher zu Wiederverkeimungen führen kann.
 



Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe:

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK, PAH) umfassen ein Stoffgruppe mit einigen hundert Verbindungen, von denen einige stark krebserregend sind. Sie gelangen vorwiegend über Verbrennungsprozesse in die Umwelt. Sie werden deshalb vor allem mit pflanzlichen Nahrungsmitteln aufgenommen. Im Wasser spielen sie vor allem bei Einträgen in Oberflächengewässer (Straßenabfluss) eine Rolle.


Organische Chlorverbindungen (Halogenorganische Chlorverbindungen, HOV, Halogenkohlenwasserstoffe, HKW):

Organische Chlorverbindungen entstehen beabsichtigt (Lösemittel, Weichmacher, Holzschutzmittel, Reinigungsmittel, Medikamente) oder unbeabsichtigt bei der Desinfektion von Wasser (Trinkwasser, Schwimmbäder) mit Chlor bei Anwesenheit von organischen Verbindungen. Zu diesen Verbindungen gehören sowohl relativ einfach strukturierte (1,1,1-Trichlorethan, Trichlorethen, Tetrachlorethen, Dichlormethan) als auch hoch komplizierte Verbindungen, die in der Umwelt sehr persistent und gefährlich sind (PCB, PCT). Die Wirkungen sind äußerst vielfältig und vielfach unbekannt. In der Analytik werden leichtflüchtige Halogenkohlenwasserstoffe (LHKW), extrahierbare organisch gebundene Halogene (EOX) und adsorbierbare organische Halogene (AOX) unterschieden.  1,2-Dichlorethan ist Bestandteil von Lösungsmitteln. 

 

 

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Pflanzenbehandlungs und Schädlingsbekämpfungsmittel

Pflanzenbehandlungs und Schädlingsbekämpfungsmittel besitzen die unterschiedlichsten Wirkstoffe und werden sowohl aufgrund deren Anwendung in Land- und Forstwirtschaft, aber auch erheblich aus kommunalen Bereichen (Kleingärten) in die Gewässer eingetragen. In der Bundesrepublik sind derzeit ca. 1800 Pflanzenschutzmittel zugelassen, die ca. 280 Wirkstoffe enthalten. Jährlich kommen ca. 30.000 Tonnen PSM-Wirkstoffe zur Anwendung. Man unterscheidet:
Herbizide (H), Insektizide (I), Fungizide und Nematozide (N). Die wichtigsten sind:

- Anilide: Metazachlor (H), Propachlor (H), Picloram (H);
- Carbamate: Aldicarb (I, N), Primicarb(I), Propham (H), Thiram (F), Maneb (F);
- Carbonsäuren und Derivate: Dichlorprop (H), Mecoprop (H), Metalaxyl (F);
- Harnstoffderivate: Isoproturon (H), Linuron (H), Bromacil (H), Chlortoluon (H);
- Organochlorverbindungen: DDT (I), g-HCH (Lindan, g-Hexachlorcyclohexan) (I), Endosulfan (I), Methoxychlor (I);
- Phenolderivate: Bromoxinil (H), Dinoseb (H);
- Phosphorsäureester: Azinphos (I), Parathion (E 605) (I);
- Triazinderivate: Atrazin (H), Simazin (H), Terbutylazin (H), Terbutryn (H), Metamitron (H);

Mengenmäßig sind die Herbizide die wichtigtste PSM-Gruppe. Da sie großflächig ausgebracht und zudem die meisten ihrer Wirkstoffe persistent (über 3 Monate) und im Boden relativ mobil sind, besitzen sie ein hohes Wassergefährdungspotential; dasselbe gilt insbesondere auch für Nematizide. Das im Maisanbau verwendete Atrazin u. a. Triazin-Derivate sind mittlerweile bereits häufig im Grund- und Oberflächenwasser anzutreffen. Häufig werden PSM durch mikrobiologische Vorgänge im Boden verändert und (oft nur teilweise) abgebaut. Die im Boden entstehenden stabilen Folgeprodukte (Metaboliten) sind z. T. langlebiger und mobiler, einige sogar toxischer als die Ausgangsprodukte. Von vielen sind die Stoffeigenschaften unbekannt. Auch bei den chemischen Prozessen der Wasseraufbereitung (Chlorung, Ozonung) können die PSM Umwandlungsprodukte bilden. PSM sollen aus den genannten Gründen (toxisch bis unbekannte Wirkungen) nicht im Trinkwasser enthalten sein.


Polychlorierte, polybromierte Biphenyle und Terphenyle

Polychlorierte, polybromierte Biphenyle und Terphenyle finden weitreichende technische Anwendung. Sie sind in der Umwelt sehr persistent (Halbwertszeit weit über 100 Jahre) und können sich somit gefährlich anreichern.Viele sind toxikologisch bedenklich (vergl. auch HKW).

 


Spuren-
stoffe




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Selen

Selen ist oft mit Sulfiden geogen gebunden und gelangt vor allem aus der Erz- und Hütten- und Kohleindustrie ins Wasser (auf dem Luft-Niederschlagsweg). Selen ist ein Spurenelement, welches Hypertonie und Arteriosklerose lindert. In Überdosen wirkt es jedoch toxisch. Während mit der Nahrung ca. 0,2 mg/d aufgenommen werden, können Mengen ab 0,6 mg/d chronisch toxisch wirken. Selengehalte > 10 µg/l deuten auf Verunreinigungen hin.

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Bor

Bor (Borat) kommt in natürlichen Wässern nur in Spuren vor. Es kommt aber vielfältig in Gewerbebereichen und vor allem in Wasch- und Bleichmitteln zur Anwendung. Ab Konzentrationen > 0,05 mg/l  ist es ein sicherer Indikator für den Einfluss kommunaler und gewerblicher Abwässer. Humantoxikologische Wirkungen sind bei Konzentrationen < 0,1 mg/l nicht bekannt. Deutliche Schäden kann es aber im Pflanzenwachstum bei Konzentrationen > 1 mg/l geben.
 


Bor-
Waschmittel

 




 

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